Stilgeschichten & Herzenssachen #1 -

Schnäppchenjägerin mit Sinn für Qualität und hohem Elasthananteil

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann

 

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Martina Rieder-Thurn

Alter: 52

Beruf: Styleberaterin

Arbeitsort: Linz/Wien/Dortmund

Stil: Entspannt

Der Kleiderschrank: Es gibt leere Stellen und das ist erfreulich

Wertvollstes Teil: Luxushandtasche von Fendi, die sie als Lehrmädchen um zwei Monatsgehälter gekauft hat

Größter Fehlkauf: ein weiter, fließender Jumpsuit

Lieblingsfarbe: Blau in allen Schattierungen

Das schönste Kompliment: Du bist stärker, als du denkst.

 

Eigentlich sollte sie Martin heißen, so stand es in ihrer Geburtsurkunde, weil der Papa sich einen Buben gewünscht hatte. Das war eine der prägenden Erfahrungen von Martina Rieder-Thurn. Heute ist sie Styleberaterin mit viel Herz und einer spannenden Stilgeschichte.

Martina war ein eher burschikos gekleidetes Mädchen mit kurzen Haaren, oft mit Fußballdress und Turnschuhen anzutreffen. Cordhose und Rollkragenpulli waren ihre Begleiter, eine eher kratzige Kindheitserinnerung.

Erst in der Pubertät erwachte ein weibliches Stilbewusstsein. Martinas' Mama war gelernte Herrenschneiderin, zwar sportlich-dynamisch, aber doch eher klassisch und konservativ angezogen. Alles musste passen. Da waren die Trends der Siebziger und Achtziger Jahre wie geschaffen für die modischen Ausbrecher der jungen Martina. Die damals angesagten Mäuse aus Holz, die man auf Sicherheitsnadeln fädelte, zierten ihre Kleidung von oben bis unten. „Nicht gerade typgerecht für meine 1,60 Meter Größe“, kommentiert sie heute lachend. Aber damals fand sie es toll.

Ihre Eltern waren und sind sehr sparsam. Das machte Martina Rieder-Thurn zur Schnäppchenjägerin. Bis heute freut sie sich über günstig erworbene Teile. Sie machte eine Lehre in einem Mode- und Lederwarengeschäft mit sehr hochwertigen Produkten. Qualität stand hier vor Quantität – auch das hat ihr Stilbewusstsein geprägt.

Später - als Wirtwschaftsingenieurin- fand sie sich unter lauter Männern wieder. Der Hosenanzug wurde zur ihrer Business-Uniform. Sehr maskulin, formell und streng. „Ich bin da sicher über's Ziel hinausgeschossen.“ Ihre männlichen, technischen Kollegen – meist eher schlecht angezogen – waren es auch, die ihren neuen Berufswunsch reifen ließen. Als Vertriebsleiterin erkannte sie: Kleider machen Leute. „Auch der gescheiteste Techniker kann und sollte ordentliche Schuhe tragen. Äußerlichkeiten gehören ganz einfach dazu.“

Martina Rieder-Thurn wurde Styleberaterin und änderte ihren Stil radikal. Ihr Credo: „Ich darf auch Frau sein.“ Sie trägt jetzt feminine Kleidung – unkompliziert und unaufgeregt. „Man braucht viel Mut, um zu sich selbst stehen zu können“, sagt sie. Ein Thema, das auch viele ihrer Kundinnen und Kunden beschäftigt. Das Äußere funktioniert ohne das Innere einfach nicht.

Eine wichtige Rolle neben der inneren spielt auch die äußere Haltung. „Sitz gerade!“ Die Worte ihrer Mutter hallen noch immer im Ohr, wenn sich die Styleberaterin im Spiegel betrachtet. Ein gutes Körpergefühl beeinflusst das Äußere und hat ebenso große Wirkung wie passende, typgerechte Kleidung. Wichtig für's persönliche Wohlbefinden ist auch ein hoher Elasthan-Anteil in der Kleidung. „Ich bin eine Deuterin und gestikuliere viel, da braucht man Oberteile, die sich anpassen.“ Und: Wer frisch, fröhlich und gelassen ist, sieht auch auf Fotos besser aus. Die äußere Hülle ist da nur mehr das Tüpfelchen auf dem i.

Als Styleberaterin muss Martina Rieder-Thurn natürlich besonders auf ihr Äußeres achten, um für die Kundinnen und Kunden glaubwürdig zu sein. Ihre Methode, um am Morgen schnell das passende Outfit zu finden: „Ich hänge Kombinationen zusammen, das ist viel inspirierender und erleichtert mir die Auswahl.“ Zuhause trifft man sie aber auch in Jogginghosen und anderen bequemen Kleidungsstücken. Das müsse nicht bedeuten, dass man nachlässig oder schlampig gekleidet ist. Martina Rieder-Thurn legt also auch Wert auf eine schöne Zuhause-Garderobe – mit hohem Elasthan-Anteil.

Am liebsten kauft sie ganz allein ein – oder es passiert „nebenbei“ bei der Arbeit als Personal Shopperin. „Wenn ich für andere etwas vorbereite, fällt meistens für mich etwas ab“, sagt Martina Rieder-Thurn. Ihre Devise lautet: Weniger ist mehr. Sie steht auf eine kleine, feine Garderobe. „Manchmal kommen mir nur wieder die Schnäppchen dazwischen.“

Für den persönlichen Stil sind auch die Lebensumstände relevant, ob man arbeitet oder in Pension ist – deshalb kann sich die bevorzugte Garderobe immer wieder ändern. Beispiel Fitness: „Seit ich mehr Sport mache, trage ich auch mehr Sportkleidung. Oft schon Stunden, bevor es losgeht.“ Und da Martina Rieder-Thurn noch viel vorhat in ihrem Leben, ist auch ihre Stilgeschichte noch nicht zu Ende.

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn):

1. Seien Sie mutig, um sich selbst zu finden.

2. Wählen Sie Farben, die Sie strahlen lassen, die Persönlichkeit unterstreichen und einen Wohlfühleffekt auslösen.

3. Nehmen Sie Ratschläge von anderen an – oft ist man selbst nicht objektiv.