Stilgeschichten & Herzenssachen #10 -

Ein Geschenk des Älterwerdens - wie man in Stilfragen immer mutiger wird

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann 

 

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Cornelia Wieser

Alter: 66

Beruf: Pensionistin

Wohnort: Leonding

Kleiderschrank: nach Farben geordnet

Stil: feminin-extravagant

Das wertvollste Teil:  Ein beerenfarbenes Kleid mit Schalkragen und Spitze, das ich bei der Hochzeit meiner Tochter getragen habe – damit war ich die schönste Brautmutter

Fehlkauf: schwarze Teile, ist aber lange her

Lieblingsfarben: alle aus dem Regenbogenspektrum

Das schönste Kompliment: Es passt alles so gut zusammen, was du trägst!

 

Sie war ein braves Mädchen. Cornelia Wieser ist 1956 geboren und trug in ihrer Kindheit vor allem Kleidung, die ihre Mama für sie nähte. Zuerst Kleider und Röcke, in der dritten Klasse im Körnergymnasium durfte sie erstmals Hosen tragen. Diese sahen sogar ähnlich aus wie die Hosen heute: mit kleinem Karomuster. „Ich war ein Mauerblümchen“, sagt Cornelia Wieser über sich selbst. Doch das sollte sich ändern.

Als Lehrerin war sie lange Zeit eher sportlich gekleidet, bis sie vor knapp 18 Jahren Styleberaterin Martina Rieder-Thurn kennenlernte. „Der feminine Stil, den sie für mich vorsah, brachte einen echten Wow-Effekt. Ich bekam plötzlich viele Komplimente für meine Outfits“, sagt Wieser. Schnell stellte sich heraus, dass feminin und praktisch kein Widerspruch ist. „Das ist ein typisch österreichisches Thema: Viele Frauen denken, dass feminine Mode im Alltag keinen Platz hat“, sagt Martina Rieder-Thurn. Stimmt nicht! Cornelia Wieser trug ihre neuen Teile auch in der Schule, motiviert wurde sie von ihren Kolleginnen, die ebenfalls sehr gut angezogen waren.

Wieser lernte außerdem, dass der „Sommertyp“, der sie ist, auch kräftige Farben tragen kann. Damit konnte sie sich viel mehr identifizieren als mit den Pastelltönen und so wurden die immer wieder neuen Erkenntnisse bei jedem Einkauf mit der Styleberaterin gleich umgesetzt.

Stil verändert sich – oder besser gesagt: Er muss nicht immer gleich aussehen. „Der Hauptstil wird von Körperproportionen bestimmt, es gibt aber auch die Ergänzung. Und diese zeigt das Innere und das Umfeld einer Person. Das verändert sich im Laufe der Zeit“, erklärt Martina Rieder-Thurn.

Für Cornelia Wieser gilt: Sie ist viel mutiger geworden, was sie „als Geschenk des Älterwerdens“ betrachtet. Sie ist nicht mehr so sehr von äußeren Rückmeldungen abhängig und stellt sich immer wieder die Frage: Welche Aspekte möchte ich derzeit betonen?

Dazu gehört auch die Frisur. Cornelia Wieser trägt die Haare seit einigen Jahren silbrig-weiß. Motiviert wurde sie von ihrer Tochter, die selbst mit dem Färben aufhörte. „Die Naturhaarfarbe ist ein echter Trend – da tut sich im Moment sehr viel und auch wir Beraterinnen müssen das immer wieder reflektieren und uns auf neue Themen einlassen“, sagt Martina Rieder-Thurn.

„Ich möchte, dass mich die Leute kennen“, sagt Cornelia Wieser auf die Klassiker Frage: Wie möchten Sie wirken? Das hat sie geschafft und kann jetzt sagen: „Das Thema Stil ist zur Ruhe gekommen, ich bin nicht mehr auf der Suche, das tut gut.“

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn) für die Stilentwicklung:

1. Reflektieren Sie immer wieder: Passt meine Kleidung zu mir, zu meinem Leben, zu meinen Anforderungen und auch zu meiner Einstellung. Beispiel Nachhaltigkeit – das ändert sich derzeit bei vielen Menschen.

2. Veränderung bedeutet, sich auch von manchen Teilen zu trennen.

3. Holen Sie eine dritte Meinung ein, etwa bei den besten Freundinnen: Wie wirke ich auf euch? Wie nehmt ihr mich wahr? Die Antworten kann man ohne Wertung annehmen und überlegen: Will ich so wirken oder hole ich mir eine Expertin, um mein Erscheinungsbild meiner gewünschten Wirkung anzupassen.