Stilgeschichten & Herzenssachen #12 -

Hauptsache schlank - ist das eine gute Idee bei der Kleiderwahl? 

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann 

 

Lieber hören statt lesen / Hier geht's direkt zum Podcast

 

Eva Hinterleitner

Alter: 54

Beruf: Organisationsberaterin und Prozessbegleiterin

Wohnort: Pucking

Kleiderschrank: sehr schöne Farben und eine gute Auswahl

Stil: natürlich-feminin

Das wertvollste Teil: die schönen Oberteile mit einer gewissen Länge, um beim Tanzen oder an der Pinwand nicht bauchfrei zu sein

Fehlkauf: ein gelber Strickmantel

Lieblingsfarben: kräftiges Blau und neuerdings Grün

Das schönste Kompliment … kommt von Martina Rieder-Thurn – für ihre selbst gekauften Schuhe und für die Veränderungsgeschwindigkeit

 

Eva Hinterleitner tanzt. Das hat sie schon als Mädchen gemacht. Damals lernte sie die Tanzszene auch von ihrer negativen Seite kennen. Kleidergröße 34/36 war der Wunsch der Trainerinnen. Eva hatte 36/38 und eine weibliche Figur. Vor allem in Bühnenoutfits und Trikots fühlte sie sich nicht richtig wohl, das hat auch ihre Haltung verändert.

Bereits in der Jugend mochte sie besondere Kleidungsstücke. Ein Glück, dass ihre Mama nähte und viele Wünsche erfüllen konnte. Zum Beispiel waren damals Westernkleider aktuell – und sie war eine der ersten, die eines ausführen konnte. Auch an eine modische Jugendsünde kann sie sich erinnern: weiße Bluse, roter, kurzer Rock und weiße Strumpfhose. Das war wohl damals modern.

Um ihre Kurven zu kaschieren, trug Eva Hinterleitner meistens aber weite und eher farblose Teile. „Viele beginnen schon in jungen Jahren mit der kritischen Betrachtung des Äußeren und verbringen viel Zeit damit, sich zu fragen: Bin ich passend?“, weiß Style-Beraterin Martina Rieder-Thurn. Mit Gedanken an dieses Thema verbringen (oder soll man sagen verschwenden) viele Menschen viel Zeit. Und man könnte sich sinnbildlich schon fragen, ob man wirklich möchte, dass einmal auf dem eigenen Grabstein steht: Sie hat sich immer bemüht, schlank auszusehen.

Im Beruf kämpfte Eva Hinterleitner weiter mit dem Thema Sichtbarkeit. Sie hatte mit vielen Künstlerinnen und Künstlern zu tun, also mit Menschen, die gerne vorne stehen. Ihr Job war es, diese glänzen zu lassen. Außerdem waren Äußerlichkeiten und Kleidung es nicht wert, sich darüber zu definieren. Das war wie ein Verrat an den inneren Werten. Es blieb der Stress und der Anspruch, möglichst schlank auszusehen und sich ansonsten im Hintergrund zu halten. In den Umkleidekabinen der Sportgeschäfte sammelte Eva Hinterleitner vor allem eines: Frust. Fitnesskleidung für eine weibliche Figur zu finden, war und ist schwierig. Eine echte Marktlücke!

Doch dann kam der Wunsch nach Veränderung. Hauptsache schlank, war immer noch das Thema. „Man vergibt sich aber viele Styling-Möglichkeiten, wenn man immer nur darauf achtet, ob man auch schlank aussieht“, sagt Martina Rieder-Thurn. Nach und nach erlaubte sich Eva Hinterleitner, einfach schön sein zu wollen. Sie beschreibt die „Verwandlung“ als einen Prozess, weil man auch Zeit brauche, um zu wachsen. „Neue Teile zu probieren, auch wenn man sie nicht kauft, hat bereits einen starken Effekt“, sagt die Style-Beraterin dazu. Ihr Tipp: Entscheidet man sich für ein neues Kleidungsstück, sollte man es innerhalb einer Woche anziehen, ansonsten könnte man den Mut wieder verlieren.

Wenn Eva Hinterleitner jetzt ihre Lieblingssachen trägt, dann ist das „ein harmonisches Gefühl von Stimmigkeit“. Die Kleidung passt zu ihr, zum Umfeld und zum Tag. Der Stress mit dem Thema Outfit ist jedenfalls heraußen.

Jahrelang trainierte sie auch den wohlwollenden Blick in den Spiegel und sieht jetzt: schöne Farben, angenehme Stoffe und dass es okay ist, wie sie aussieht. Die nächste Herausforderung sind Fotos, auf denen sie sich nicht gefällt. Aber auch hier beruhigt die Style-Expertin: „Das ist eine Momentaufnahme, die oftmals nicht die Realität wiedergibt. In natura und in Bewegung sehen wir alle wesentlich besser aus.“

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn) für ein schlankes Aussehen:

1. Nicht nach den Schlankmachern sollte man fragen, sondern vielmehr: Was lässt mich gut aussehen, strahlen, sichtbar werden?

2. Schwarz macht minimal schlanker, aber nicht immer schöner. Schwarz kann sich negativ auf die Ausstrahlung auswirken.

3. Es ist wichtig, seinen Körper liebevoll zu betrachten und die Form richtig einzuschätzen (Sanduhr, V-Form, Apfel, Birne). Denn: Wenn man beim Styling seiner Linie folgt, sieht das immer gut aus. Wow-Effekt garantiert.

4. Sogenannte Problemzonen lassen sich mit ein paar Tricks gut überspielen. Helles, Gemustertes (Auch Jeans-Waschungen sind Muster!), Glänzendes oder Geschmücktes betont. Dunkles, Einfarbiges, Mattes und Schlichtes kaschiert – das sollte man also an jenen Stellen platzieren, die man nicht in den Vordergrund rücken möchte.

5. Für Fitnesskleidung oder auch anderswo: Hosen und Schuhe in einer Farbe machen lange Beine.