Stilgeschichten & Herzenssachen #18 -

Wie man Wendezeiten als Chance nützen kann, um sichtbar zu werden

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann

 

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Eva-Maria Wagner

Alter: 51

Beruf: Stilberaterin und im Direktvertrieb für Naturkosmetik tätig

Wohnort: Steyr

Kleiderschrank: zu wenig Platz zum Hängen

Stil: sportlich-feminin

Das wertvollste Teil: eine aufwändige Jacke, die ich zur Matura geschneidert habe

Größter Fehlkauf: zu kleine Schuhe

Lieblingsfarben: Rosa, Pink, Magenta

Das schönste Kompliment: Du hast ein gewinnendes Lächeln!

 

Früher wurde sie oft übersehen. Sie musste entweder Berufsbekleidung tragen oder griff eher zu unauffälligen Outfits. Doch mit der neuen Aufgabe im Direktvertrieb und der Ausbildung zur Stilberaterin änderte sich das maßgeblich – Eva-Maria Wagner wurde sichtbar.

Aufgewachsen ist sie auf einem Mostviertler Vierkanthof. Ihren Eltern war es wichtig, passend oder angepasst gekleidet zu sein. Es gab nur ein Geschäft im Ort, in dem die Familie Bekleidung einkaufte. Besonders in Erinnerung ist Wagner eine Hose aus gelbem Seersucker, ein Stoff, den man von Bettbezügen kennt. Dazu trug sie ein kariertes Hemd. Das könnte man wohl als modische Jugendsünde bezeichnen. Später, in der Modeschule in Linz, lernte sie nähen und konnte sich modisch auch ausprobieren.

Was Eva-Maria Wagner blieb, ist der Anspruch, stets passend gekleidet zu sein. Am besten und einfachsten funktioniert das bis heute mit dem sogenannten Einser-Outfit. Damit bezeichnet sie Gewand, das in jedem Fall passt. Es eignet sich also auch an Tagen, wenn man nicht genau weiß, was man tragen soll. Mit dieser Garderobe fühlt sie sich immer sicher.

Als Wendepunkt im Leben beschreibt Wagner die Zeit rund um die Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin. „Es hat mich bestärkt und mir Mut gegeben und ich habe erkannt: Wenn ich mich nicht ändere und die Komfortzone verlasse, ändert sich nichts“, sagt die 51-Jährige. Sie entwickelte sich persönlich weiter und selbst Außenstehende konnten zusehen, wie sich der Stil rasant mitentwickelte. Er wurde zu einer äußeren Stärke, die zusätzlich Unterstützung brachte.

„Ich mag Sachen, in denen ich mich wohlfühle und bemerke natürlich an den Reaktionen der anderen, wenn mir etwas besonders steht“, sagt Eva-Maria Wagner. Eine pinkfarbene Jacke fällt auf, erfordert aber auch Mut. An Tagen, an denen man nicht im Mittelpunkt stehen möchte, sollte man sie lieber nicht tragen. Ein Pink ist bei der Stilberaterin dennoch immer dabei und sei es nur ein Armband oder ein Gürtel. Am meisten Mut erfordert für sie das Tragen eines kräftigen Lippenstifts. Auf der anderen Seite stärkt dieser auch das Selbstbewusstsein.

„In der Stilberatung gibt es deshalb nur Empfehlungen, man kann niemanden zwingen, die Top-Outfits anzuziehen oder kräftige Farben zu tragen, wenn der Mut fehlt“, sagt Style-Expertin Martina Rieder-Thurn. Wendezeiten und Umbrüche im Leben sieht sie als Chance, sich neu zu positionieren. Die Fragen lauten: Wo stehe ich? Wer bin ich? Und wie will ich das nach außen darstellen? „Denn: Man wird so wahrgenommen, wie man sich äußerlich präsentiert. Deshalb ist es besonders sinnvoll, wenn das mit dem Inneren übereinstimmt.“

Eva-Maria Wagner kann sagen, dass sie angekommen ist. Sie hat ihrem Stil gefunden, was bedeutet, dass sie es auch spürt, wenn es nicht ganz passt. „Wenn ich das falsche Outfit wähle, dann bin unsicher, es zwickt und beißt und man sieht es mir bestimmt an. Wenn es aber passt, fühle ich mich stark und kraftvoll.“

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn) zum Thema Wendezeiten und Stilwechsel:

1. In Wendezeiten und Phasen des Umbruchs ist es besonders sinnvoll, sich zu fragen: Wer bin ich jetzt und wie will ich wirken?

2. Die Umsetzung dieser Erkenntnisse erfordert Mut und diesen möchte ich allen zusprechen. Es geht darum, auf sein eigenes Gefühl zu vertrauen, unabhängig davon, was andere sagen.

3. Stiltipps von anderen Personen haben oft eher mit deren Geschmack zu tun als damit, was einem selbst steht. Deshalb ist es wichtig, in diesen Fragen (Punkt 1) Sicherheit zu erlangen.