Stilgeschichten & Herzenssachen #27 -

Sichtbarkeit als Statement: Wie Kleidung und Räume unsere Persönlichkeit spiegeln

 

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Helene Deisenhammer

 

Alter: 52

Beruf: Designerin, Stylistin, Kreativdirektorin

Wohnort: Linz

Kleiderschrank: Nach Saison und Produktgruppen sortiert, alles auf Kleiderbügeln

Das wertvollste Teil: Schwarzer Pullover mit Blumenstickerei

Stil: Verspielt und provokant

Größter Fehlkauf: Sandfarbene Plateau-Schnürstiefel aus den 1990ern

Lieblingsfarben: Dunkles Beige als Basis, kombiniert mit kräftigen Farben

Das schönste Kompliment: Du strahlst und hast meinen Tag heute erhellt.

 

Als Designerin, Stylistin und Kreativdirektorin weiß Helene Deisenhammer, wie entscheidend es ist, das Innere sichtbar zu machen – sei es bei Menschen, Marken oder Räumen. Dabei betont sie: „Es soll ein Raum sein, in dem man sich wohlfühlt und entfalten kann.“ Schon als Jugendliche entdeckte sie ihre Leidenschaft für Mode. Inspiriert von den 1980er- und 1990er-Jahren, vor allem durch Musikvideos von Madonna und George Michael, experimentierte sie früh mit unterschiedlichen Stilen. „Ich habe mir jedes Wochenende ein neues Outfit genäht – inspiriert von den Videos der Supermodels und großen Musikikonen“, erzählt sie.

Heute beschreibt sie ihren Stil als einen Mix aus verspielt und provokant, gerne kombiniert mit rockigen oder sportlichen Elementen. Ihr schwarzer Pullover mit Blumenstickerei und Puffärmeln, den sie im Interview trägt, steht für diese verspielte Komponente. Kombiniert mit engen schwarzen Hosen und Chelsea Boots schafft sie einen Look, der sowohl auffällt als auch authentisch wirkt.

Sichtbar werden – aber wie (sehr)?

Das Thema Sichtbarkeit zieht sich durch Helene Deisenhammers berufliches und privates Leben. „Sichtbarkeit bedeutet nicht immer, laut aufzutreten. Klarheit und Minimalismus vermitteln ebenso Professionalität“, sagt sie und beschreibt das Ausmaß der Sichtbarkeit als eine Skala: An einem Ende steht der minimalistische, zurückhaltende Auftritt, am anderen Ende stehen auffällige Farben und extravagante Stilbrüche.  „Jeder muss für sich selbst herausfinden, wo er auf dieser Skala stehen möchte."

Wie sichtbar jemand sein möchte, hängt meist auch mit dem Kontext zusammen. Deisenhammer selbst nimmt sich vor allem im familiären Umfeld zurück: „Das Bedürfnis, passend zu sein, ist dort stärker. Während ich mich im Businessumfeld sicherer fühle, möchte ich bei Familienfesten eher nicht auffallen.“  Auch Fashion Consultant Martina Thurn kennt dieses Spannungsfeld aus ihrer Arbeit: „Die erste Frage sollte lauten: Wie viel Sichtbarkeit möchte ich überhaupt? Halte ich es aus, wenn sich alle nach mir umdrehen? Oder geht es mir eher darum, mich passend zu stylen und damit auch wohlzufühlen?“ Sie betont, dass auch kleine Details wie besondere Accessoires oder auffällige Schnitte Sichtbarkeit schaffen können.

Die Balance zwischen Innerem und Äußerem

Beim Design genauso wie beim Styling geht es darum, „das Unsichtbare sichtbar zu machen. Wenn das Innere das Äußere trifft und beides zusammenpasst, führt das zu mehr Selbstbewusstsein", sagt Helene Deisenhammer. Für diesen Prozess braucht es jedoch Geduld: „Manchmal sieht man als Außenstehender sofort, was perfekt passt. Doch der Mensch selbst braucht noch etwas Zeit, um sich in diesem neuen Bild wohlzufühlen.“

Besonders wichtig ist für die beide Designerin dennoch der persönliche Ausdruck: „Natürlich gibt es allgemeine Regeln für Mode und Design. Doch am Ende geht es darum, den individuellen Stil und die eigene Geschichte sichtbar zu machen.“

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS von Martina Thurn zum Thema Sichtbarkeit:

  1. Entscheidung treffen: Wie viel Sichtbarkeit möchte ich? Soll sich jeder nach mir umdrehen, oder möchte ich lieber dezent, aber passend auftreten?
  2. Umsetzung: Alles, was aus der Norm fällt, also fröhliche  - vielleicht ungewöhnlich kombinierte - Farben, extravagante Schnitte oder außergewöhnliche Muster, schafft Aufmerksamkeit. Schon kleine Details können große Wirkung haben.
  3. Balance finden: Wer nicht zu sehr auffallen, aber dennoch sichtbar sein möchte, konzentriert sich auf Details im Gesamtbild. Beispielsweise kann man mit Accessoires oder besonderen Materialien Akzente setzen.