Stilgeschichten & Herzenssachen #4 -

Vom Fleischhauer zum Juristen - wie sich der persönliche Stil mit der beruflichen Entwicklung immer wieder verändert

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann

 

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Helmut Zauner

Alter: 46

Beruf: Abteilungsleiter Energie AG

Wohnort: Altenfelden

Kleiderschrank: Sehr strukturiert

Stil: Pragmatisch

Wertvollstes Teil: Die Bekleidung des Union-Sportvereins

Größter Fehlkauf: Hellbeiger Anzug, der sofort zerknittert war

Lieblingsfarbe: eigentlich rot, bei der Kleidung aber Braun und Beige

Das schönste Kompliment: Sie sind so fesch angezogen!

 

Helmut Zauners berufliche Laufbahn begann in weißer Latzhose und weißem Mantel, meistens blutverschmiert. Als Fleischhauer. Mode spielte keine große Rolle in seinem Leben, es war ihm aber schon in der Jugend wichtig, dass er sich in seiner Kleidung wohlfühlte. Kleine Modesünde dieser Epoche, die heute gar nicht mehr als solche gilt, weil sie schon wieder angesagt ist: weiße Tennissocken!

Doch Helmut Zauner blieb nicht in der Fleischhauerei. Nach der Lehre macht er die Abendschule für Maschinenbau. In dieser Zeit arbeitete er als Viehtransporter und tauschte die weiße Latzhose gegen eine blaue. „Statt mit Blut, war sie mit Dreck verschmiert“, erzählt er. Die große Veränderung passierte nach der HTL-Matura, als er einen Bürojob annahm. Er war im Verkaufs-Innendienst tätig und Bekleidung bekam mehr Bedeutung. Zauner trug Jeans und Pullover oder Hemd. Gepflegtes Auftreten, keine kurze Hose und geschlossene Schuhe waren sein Standard. Er hatte – wie viele andere – einen Anzug, den er zwei Mal jährlich aus dem Kasten holte.

Nächster Schritt in der beruflichen und damit auch Stil-Entwicklung: ein Job im Außendienst. Hose und Sakko waren jetzt die passende „Dienstkleidung“ für den Mühlviertler.

Der Anzug als Business-Outfit kam erst 2010 nach dem Jus-Studium ins Spiel. Und dafür nahm Helmut Zauner jetzt die Stilberatung von Martina Rieder-Thurn in Anspruch. Sie begleitete ihn beim ersten Einkauf und erschloss ihm diese neue Welt der Schnitte und Farben, Anzüge, Krawatten und Hemden. Ganz der Techniker,, stellte er daraufhin eine Excel-Datei zusammen, in der alles dokumentiert wurde. Dieses Hilfsmittel ist bis heute im Einsatz. Damit stelle er sicher, dass die Kleidung immer zusammenpasse, sagt er.

Der Jurist trägt Anzug und unifarbene Hemden – 75 Prozent weiße und 25 Prozent blaue hängen in seinem Kasten. Trotz gegenteiliger Trends bleibt er bei der Krawatte. Dazu passen schwarze Schuhe, die stets geputzt sind. Darauf legt Zauner besonderen Wert und versteht gar nicht, warum so viele ausgerechnet die Schuhe vernachlässigen. Er weiß, wie er wirken möchte. „Das funktioniert aber nur dann, wenn man sich wohlfühlt. Eine Verkleidung trägt dazu nicht bei.“ Jeden Morgen, wenn er in sein Business-Outfit schlüpft, fühlt er sich bereit für den Arbeitstag. „Ganz klar, weil die passende Kleidung stärkt. Diese zweite Haut kann jeden unterstützen“, sagt die Expertin.

Wichtig sind die Farben, aber auch die Passform. Deshalb gilt die Regel: Bei geschlossenem Hemdkragen müssen zwei Finger breit Platz frei bleiben. Dann schnürt nichts ein und Helmut Zauner fühlt sich auch mit Krawatte wohl. „Die Stilberatung soll das Leben leichter machen, das setzt er sehr gut um“, lobt die Styleberaterin.

Wenn der Jurist heute einkaufen geht, ist immer seine Frau dabei und beratend tätig. Höchstens fünf Teile hat er sich in den vergangenen 20 Jahren alleine gekauft. „Das gehört zu unserer Beziehung und ist für uns ein schönes Erlebnis“, erzählt er. Modische Trends spielen dabei kaum eine Rolle. „Wie bei so vielen, weil Mode auch funktionieren muss“, sagt die Expertin. Bei den Trends gehe es auch oft nur ums Auffallen, weniger darum, dass die Kleidung harmonisch und schön aussehe.

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Style-Expertin Martina Rieder-Thurn):

1. Ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild beeindruckt immer. Es bedeutet, dass ich mir selbst etwas bedeute und mein Gegenüber wertschätze.

2. Grundregel im Business (je nach Branche natürlich etwas unterschiedlich): maximal drei Farben, maximal ein Muster (ModeexpertInnen mixen auch zwei)

3. Wie will ich wirken? Nett, lieb und sympathisch oder selbstbewusst, cool und dominant? Sich diese Frage zu stellen, ist relevant für das passende Outfit.

4. Gepflegtes, ordentliches Schuhwerk hebt das äußere Erscheinungsbild.