Stilgeschichten & Herzenssachen #7-

Schwarz geht immer - oder doch nicht?

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann

 

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Sonja Wagenhofer

Alter: 69

Beruf: Pensionistin

Wohnort: Linz

Kleiderschrank: Luftig und mit viel Platz

Stil: Feminin-natürlich

Das wertvollste Teil: Alles, ich gebe nichts mehr her

Fehlkauf: Spontankäufe führen oft zu Fehlern

Lieblingsfarben: Blau als Grundfarbe und dazu Rosa und Türkis für mehr Lebendigkeit

Das schönste Kompliment:  Wenn die Enkelin sagt „Wow Oma, schön!“

 

Es kann schon einige Jahre dauern, bis man seinen eigenen Stil findet. Die Jugend ist jedenfalls dazu da, sich auszuprobieren. Und dabei Fehler zu machen. Sonja Wagenhofer aus Linz hatte ihr Schlüsselerlebnis im Teenageralter. Schwarz war damals sehr angesagt, alle Freundinnen trugen schwarz. Bei einem Schul-Austausch in London kaufte sie in der berühmten Carnaby Street ein schwarzes Kleid – und trug es voll Freude gleich in der Schule. Doch die Begeisterung war nicht auf die anderen übergesprungen. Nach dem Unterricht bat sie der Lehrer zu sich und sagte: „Sonja, bist du in Trauer?“ Sie wäre am liebsten im Boden versunken.

Ab diesem Zeitpunkt wusste sie, welche Wirkung Farben haben können. Und es war klar, dass ihr Schwarz nicht steht. Kein Wunder, Sonja Wagenhofer ist ein Sommertyp. Das schwarze Kleid trug sie nur noch für das Gruppenfoto nach der Matura, bei dem Schwarz vorgeschrieben war.

Was aber soll man tun, wenn Schwarz nicht mehr als Basisfarbe möglich ist? Wagenhofers Sicherheits- und Grundfarbe ist jetzt Blau und diese passt genauso gut zu allen Kombinationen wie Schwarz.

Eine modische Entwicklung erlebte Sonja Wagenhofer auch in ihrer beruflichen Laufbahn in der Bank. Als sie anfing (1971) waren Hosen für Frauen verboten. „Man trug damals Kostüm, das formellste war der Rock. Hosenanzüge kamen erst später“, erklärt Styleberaterin Martina Rieder-Thurn. Auch jetzt werde die Mode wieder formeller. „Das ist die Sehnsucht der Menschen nach Ordnung, Verlässlichkeit und gut geschnittener Kleidung anstatt von Schlabberlook, der nicht so greifbar ist. Das hat auch mit der Seele zu tun.“

Für Wagenhofer heißt es weiterhin: Man lernt nie aus. Außerdem wollte sie sich etwas Gutes tun und gönnte sich deshalb eine Stilberatung. „Und selbst, wenn man denkt, man weiß schon alles, gibt es Aha-Erlebnisse“, sagt die Linzerin. Auf die Details komme es an. Zum Beispiel sind die Proportionen sehr wichtig. „Eine kleine Frau mit zu langen Teilen schaut einfach nicht gut aus“, erklärt die Styleberaterin.

Im Kleiderschrank von Sonja Wagenhofer ist der Minimalismus eingezogen. Das war gar nicht so einfach, sind doch mit jedem Teil, das man ausmustern möchte, viele Emotionen verbunden. Jetzt sei sie aber in der Gegenwart angekommen, sagt sie. Fehlkäufe gibt es nicht mehr und das spart eine Menge Geld. Die Luftigkeit im Kasten ist schön und befreiend.

Und wenn alles sitzt und passt, schafft das eine große Zufriedenheit. „Ich bin ich selbst“, sagt Sonja Wagenhofer, wenn sie in den Spiegel schaut. Das wirkt nach innen und man sieht es im Äußeren. Sie fühlt sich authentisch und selbstbewusst.

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn) für den richtigen Umgang mit Schwarz:

1.  Schwarz geht nicht immer. Diese Farbe zu wählen, um etwas schlanker zu wirken, kann auf Kosten der Ausstrahlung gehen.

2.  Bedenken Sie die psychologische Wirkung der Farbe. Man verbindet mit Schwarz Trauer und Abgrenzung, natürlich auch Coolness und es wirkt elegant.

3. Jeder und jede ist schön und kann diese Schönheit zusätzlich betonen. Dabei spielt die typgerechte Farbe eine wesentliche Rolle.

4. Fehlkäufe vermeidet man, indem man überlegt: Wie kann ich das Teil kombinieren? Und wenn einem keine Kombi einfällt, lässt man es lieber hängen.