Stilgeschichten & Herzenssachen #9 -

Weniger ist mehr - wie man mit kleiner Garderobe große Wirkung erzielt

Die Fragen stellt Podcast-Producerin und Biografie-Expertin Claudia Riedler-Bittermann 

 

 

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Anita Katzengruber

Alter: 42

Beruf: Geschäftsführerin „Kleider machen Leute“ und „In the Box“

Wohnort: Linz

Kleiderschrank: Blau in allen Nuancen

Stil: natürlich-feminin mit extravaganter Note

Das wertvollste Teil: ärmellose Bluse aus Tencel, die einfach zu allem passt

Fehlkauf: eine viel zu enge Diesel-Jacke, die man auch als Kleid tragen konnte

Lieblingsfarbe: Taubenblau

Das schönste Kompliment: Du strahlst!

 

Die Herrschaften Otto, Quelle und Universal haben Anita Katzengrubers Stil geprägt. Sie ahnen es schon: Es handelt sich um Versandkataloge aus dem vorigen Jahrhundert. Als kleines Mädchen wartete sie jedes Mal sehnsüchtig auf die dicken Hefte voll mit neuester Mode – und dann auf die Packerl mit den bestellten Teilen. Das Problem dabei war: Anita war ein molliges Kind und nichts fühlte sich richtig gut an. Von 20 Teilen passte maximal eines. Das war frustrierend.

In ihrer Kindheit gab es drei Stile: Schulgewand, „Umteifigwand“ (also fürs Spielen und Freizeit) und ein Sonntagsoutfit für ganz besondere Anlässe. Das musste wirklich gut passen und lange halten. Die Familie war da sehr sparsam.

Als junge Frau kehrte sich das um: Anita war schlank, verdiente ihr erstes Geld und so stand am Freitag und Samstag oft Shopping auf dem Programm. Je mehr, desto besser. Das Einkaufen diente der Belohnung, meist waren es keine besonders hochwertigen Kleidungsstücke.

Mit dem eigenen Geschäft zog vor 14 Jahren die Nachhaltigkeit in Anita Katzengrubers Leben ein. Gemeinsam mit Christian Huber gründete sie „Kleider machen Leute“ – der Name ist Programm. Sie fanden ein spanisches Label – Skunk Funk – das ihnen besonders gut gefiel, weil es extravagant war: bunte Knöpfe, bunte Nähe, asymmetrische Schnitte. Das war damals schon eine Marke, die auf faire Produktionsbedingungen achtete. Und so rückte nach und nach das Thema Fair Fashion in den Mittelpunkt.

Anita Katzengruber geht aber noch einen Schritt weiter. Mode muss nicht nur cool und fair sein, sondern auch zum Typ und zu den anderen Teilen im Kleiderschrank passen. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen bildete sich die Geschäftsfrau bei Styleberaterin Martina Rieder-Thurn weiter. Davon profitiert sie selbst und ihre Kund*innen. Katzengruber sagt, was passt und auch, wenn einer etwas nicht steht. Im Shop fungiert sie als „lebende Schaufensterpuppe“. An Arbeitstagen trägt sie ausschließlich Teile der aktuellen Kollektion, weil garantiert jemand fragt: „Wo gibt es dieses Kleid, das du trägst?“

Überfluss macht Anita Katzengruber Stress. Umso mehr schätzt sie ihren übersichtlichen Kleiderschrank, in dem alles aufeinander abgestimmt ist. Das Motto lautet: Weniger ist mehr! „Kauf dir lieber weniger und etwas, das passt, als viele Teile, mit denen du keine Freude hast“, sagt die Mode-Fachfrau. Damit spricht sie Styleberaterin Martina Rieder-Thurn aus der Seele. Gemeinsam veranstalten sie Workshops zum Thema Capsule Wardrobe. Mit wenigen, aber typgerechten Teilen, die einem stehen, schafft man mit dieser Methode viele Kleidungs-Möglichkeiten, die alle Bereiche des Lebens abdecken.  

Mode muss für Anita Katzengruber alltagstauglich und unkompliziert sein. Denn, wenn man den Kopf frei hat und sich schön fühlt, strahlt man das auch nach außen.

 

Stil-trifft-Herz-TIPPS (von Martina Rieder-Thurn) für mehr Nachhaltigkeit in der Mode:

1. Öko angezogen zu sein, aber nicht so auszusehen, ist möglich. Grüne Mode ist trendy geworden und in allen Farben erhältlich.

2. Es muss nicht entweder-oder sein. Man kann auch die vorhandenen Teile mit nachhaltiger Mode kombinieren und ergänzen.

3. Mittlerweile lassen sich mit nachhaltiger Mode alle Bereiche abdecken. Für Beruf und elegantere Abendmode eignen sich gedeckte Töne, schlichtere Schnitte und wertige Stoffqualitäten besser, die fröhlich-frischen Modelle mit teils lustigen Drucken passen perfekt in den Freizeitbereich.